Rödermark war die letzte Kommune im Kreis Offenbach in der der Kiebitz gebrütet hat. Doch die Zahl der Brutpaare des ehemaligen Allerweltswiesenvogel nimmt deutschlandweit ab. Mit einem großangelegten Kiebitzschutzprojekt wollte der NABU Rödermark 2012-2014 eine Trendumkehr erreichen. Verbuschungen in der Nähe der letzten Brutplätze wurden zurückgenommen, Wiesen kiebitzgerecht gepflegt. Trotz des großen Aufwandes konnte der Kiebitz nur bis 2017 als Brutvogel gehalten werden. 2019 kam es an anderer Stelle noch einmal zu einer Brut. Seitdem ist der Charaktervogel in Rödermark nur noch sporadisch als Durchzügler zu sehen.

Der Kiebitz ist nicht der einzige Wiesenvogel, der aus Rödermark verschwunden ist. Die Liste wird immer länger: Rebhuhn, Wachtel, Braunkehlchen, Wiesenpieper, Heidelerche, Schafstelze, Grauammer, Bekassine, Kiebitz und zuletzt der Feldsperling – alle sind in den letzten 30 Jahren als Brutvögel aus Rödermark verschwunden.

Die Gründe sind vielfältig. Da ist zum einen die Landwirtschaft, die Wiesen oft früher im Jahr mäht und damit unbeabsichtigt Gelege zerstört. Höhere Nährstoffeinträge und der Klimawandel sorgen dafür, dass die Wiesenvegetation dichter wird und weniger Stellen geeignet für Nester sind. Mehr Hunde und ein rücksichtloseres Freizeitverhalten sorgen dafür, dass es kaum noch störungsfreie Brutplätze gibt. Die Ausrottung der Tollwut sorgte für viel höhere Bestände von Raubtieren im Vergleich zu früher. Viele Gelege fallen Füchsen, Waschbären, Marderhunden und Mardern zum Opfer. Neue Erntemethoden und eine intensivere Landwirtschaft sorgen für immer weniger Ernterückständen und damit Futter auf den Feldern. Veränderte Landwirtschaftliche Praktiken und langlebige Pestizide haben den Bestand der Insekten um drei Viertel reduziert. Das Zusammenspiel von weniger Brutplätzen, mehr Fressfeinden und weniger Nahrungsangebot führte zur schleichenden Verödung der Feldflur.

Einer der wenigen Wiesenbrüter der zumindest in den Wiesen um Ober-Roden noch in nennenswerter Anzahl vorkommt, ist die Feldlerche. Deren Bestand ist in den letzten 40 Jahren zwar um über die Hälfte zurückgegangen, aber glücklicherweise seit einigen Jahren recht stabil. Der NABU Rödermark führt hier seit fast 10 Jahren ein intensives Monitoring durch. Die Zahl der Reviere im Stadtgebiet beträgt seit Jahren 20-30. Zum Schutz der Feldlerche hat der NABU Rödermark in den besonders sensiblen Wiesen seit einigen Jahren zur Brutzeit Hinweisschilder aufgestellt, diese Wiesen bitte für eine kurze Zeit nicht zu betreten. Leider haben es sich uneinsichtige Hundehalter zur Aufgabe gemacht, diese Schilder herauszureißen und zu entsorgen. Wer Hinweise für diese Sachbeschädigung geben kann, möge sich bitte bei uns melden.

Die Bestände des Schwarzkehlchens haben sich in den letzten Jahren hessenweit auf niedrigem Niveau stabilisiert. In einigen Gebieten können sogar Zuwächse verzeichnet werden. Rödermark ist für den Kreis Offenbach Schwarzkehlchenhochburg mit 8-10 Brutpaaren. Schwarzkehlchen bevorzugen als Lebensraum Wiesenbrachen, gerne mit einem nicht ausgemähten Graben. Höhere Bäume sind hier störend. Zum Erhalt dieser Brutplätze hat der NABU Rödermark im Herbst 2023 damit begonnen, diese Brachen zu entbuschen, d.h. Jungbäume von Arten, die sehr groß werden können (wie z.B. Eichen, Walnussbäume, spätblühende Traubenkirschen, Zitterpappeln), herauszunehmen.