Heuwiesen gehören zu den artenreichsten Ökosystemen Mitteleuropas. So haben etwa ein Drittel aller heimischen Blühpflanzen ihr Hauptvorkommen in Wiesen und Weiden und rund 3500 Tierarten sind in ihnen zu Hause. Farbenprächtige Käfer, Zikaden, Schmetterlinge, Heuschrecken, Ameisen und Bienen tummeln sich in blütenreichen, nährstoffarmen Heuwiesen, mit denen wir oft Kindheitserinnerungen verknüpfen.
Wiesen und Weiden sind Bindeglieder von Natur und Kultur zugleich. Doch leider sind laut dem Bundesamt für Naturschutz in Deutschland seit 1950 diese Wiesen und Weiden um 98% zurückgegangen.
Dies hat nicht nur fatale Folgen für die Biodiversität in Deutschland, sondern auch für den Klimawandel. Unsere Moore sind die wichtigsten Kohlenstoffspeicher, die mit einer sehr geringen Fläche von nur 6,2 km2 die größte Menge an Kohlenstoff in Höhe von 657 Milliarden Tonnen im Boden speichern.1 Das Grasland ist unser zweitgrößter terrestrischer Kohlenstoffspeicher. Und je artenreicher ein Grünland ist umso mehr Kohlenstoff kann es langfristig im Boden binden.2 Schon heute speichert unser Grünland 30 % mehr Kohlenstoff als die Wälder. Hinzu kommt, dass unsere Wälder laut Bundeswaldinventur seit 2017 durch die enormen klima bedingten Schäden mehr Kohlenstoff abgeben, als sie aufnehmen. Zwischen 2017 und 2021 wurden auf Grund von Kalamitäten, Dürre und Stürmen 41,4 Mio. Tonnen CO2 freigesetzt.3
Der Wald ist zu einer Kohlenstoff-Quelle geworden.
Diese wird auch in den folgenden Jahrzehnten bzw. Jahrhundert so bleiben, da bedingt durch den Klimawandel extreme Wetterereignisse wie Starkgegen oder Stürme bis hin zu Wirbelstürmen zunehmen werden. Gerade Stürme setzten dem Wald extrem zu. So hat der Sturm Lothar als er 1999 über Europa fegte, Bäume entwurzelt und so 16 Milliarden Tonnen Kohlenstoff dem mikrobiellen Abbau übergeben. Dies hat zu Folge, dass der Kohlenstoff wieder an die Atmosphäre abgegeben wird und so die Erderwärmung weiter ansteigt. Derzeit sind in Deutschland noch 1.184 Millionen Tonnen in den lebenden Bäumen gebunden, Tendenz weiter abnehmend.
Einen weiteren negativen Einfluss der Wälder auf unser Klima haben Forscher 2010 herausgefunden. Sie haben mit Hilfe einer hochkomplexen Computersimulation berechnet, dass oberhalb des 40 Breitengrades der geringe Albedo* vor allem von dunklen Nadelwäldern zur Erderwärmung beiträgt.4
Trotz dieser neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ist unser Wald in den letzten Jahren um 15.000 Hektar angewachsen und im selben Atemzug unser Offenland um 50 ha / Tag verschwunden um neuen Siedlung- und Verkehrsflächen Platz zu machen. Die Vögel des Offenlandes sind akut vom Aussterben bedroht so sind zum Beispiel die Bestände des Rebhuhns und des Kiebitz in den letzten Jahren um 90 % zurückgegangen. Ca. 80 % unserer eimischen Wildpflanzen sind Arten den Offenlandes und ihre Lebensräume werden täglich kleiner.
Wir vom NABU Rödermark haben uns der enorm wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gestellt und erschaffen in der Gemarkung Rödermark neue nährstoffarme Heuwiesen, zur Erhöhung der Biodiversität und zum Schutz unserem Klima durch die langfristige Speicherung von Kohlensoff im Boden.
* (Die Albedo ist ein Maß für das Rückstrahlvermögen (Reflexionsstrahlung) von diffus reflektierenden, also sichtbar nicht leuchtenden Oberflächen.)
Literaturverzeichnis
1 Heinrich Böll Stiftung. „Bodenatlas, Daten und Fakten über Acker, Land und Erde“ (2015)
2 Lange, Markus, et al. „Plant diversity increases soil microbial activity and soil carbon storage.“ Nature communications (2015)
3 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Thünen-Institut für Waldökosysteme. „Der Wald in Deutschland Ausgewählte Ergebnisse der vierten Bundeswalinventur.“ (2024)
4 Bathiany, S., Claussen, M., Brovkin, V., Raddatz, T., & Gayler, V. „Combined biogeophysical and biogeochemical effects of large-scale forest cover changes in the MPI earth system model.“ Biogeosciences (2010)Diese Seite ist aktuell noch in Bearbeitung.




