Ein Nachruf von Dr. Rüdiger Werner

Mit großer Bestürzung und Trauer mussten wir vom Tod unseres Mitglieds Karlheinz Weber am 4. April erfahren. Karlheinz war in den letzten 7 Jahren einer der Aktivposten des Vereins, hat uns mit seinen Ideen und seiner Tatkraft inspiriert, war unser Streuobstwiesenbeauftragter, hat mehrfach als Wahlleiter bei Vorstandswahlen gedient und war einer unserer Kassenprüfer. Viel zu früh müssen wir nun Abschied nehmen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Marita und bei seinen Kindern.

Ich habe Karlheinz Weber vor gut 20 Jahren zu Beginn meines kommunalpolitischen Engagements als interessierten Zuhörer der Kommunalpolitik kennengelernt. Wir hatten gleich einen guten Draht miteinander. Deshalb freute es mich, als er vor 15 Jahren rund ein Jahr lang an den offenen Fraktionssitzungen meiner Partei teilnahm und diese mit seinen Ideen und pragmatischen Ansätzen sehr bereichert hat. Zu einer politischen Karriere kam es nie, da er im Bürgermeisterwahlkampf offen seinen Freund Roland Kern unterstützte, sich aber nie einer einzelnen Partei zuwandte.
Im selben Jahr 2010 wurde städtischerseits die Idee geboren, die Bildung einer Quartiersgruppe im Wohngebiet Breidert zu fördern. Karlheinz Weber war von Anfang an von der Idee überzeugt und hat die Dinge in die Hand genommen. Die Initiative „Wir sind Breidert“ war die letzten 15 Jahre sein Steckenpferd, insbesondere nach dem Rückzug des 2. Machers Heinz Weber. Auch hier wird seine Lücke riesengroß sein.

Schon bald nach der Gründung der Initiative wurde die Idee geboren und umgesetzt, dass in Vergessenheit geratene „Brared Bernsche“ oder „Braaret Bernsche“ aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Bereits 2011 erfolgte die Kontaktaufnahme mit dem NABU. In Kooperation mit der Kita Zwickauer Str. wurden 16 Nistkästen angefertigt, rund um das Bernsche aufgehängt und sollten von nun an vom NABU kontrolliert werden. Die erste Kontrolle 2012 haben wir gemeinsam zu einem kleinen öffentlichen Event gestaltet, der Waldtag am „Braared Bernsche“ war geboren. Die Kooperation ging schnell über die Nistkästen hinaus, es ging um Fledermäuse, Waldzustand und -bewirtschaftung, um Biodiversität und Artenvielfalt am lokalen Beispiel. Bis zur Corona-Zeit war der Waldtag im November ein wiederkehrendes Event. Mit Gerd Gries und aktuell Christian Simon hat Karlheinz Weber Personen gefunden, die die Wartung und Kontrolle der gesamten rund 60 Nistkästen im östlichen Breidertwald übernommen haben.

Nun ging es darum, das Thema Natur und Biodiversität vom Wald in die Siedlung zu bringen. Aus einer Idee eines einzelnen Bürgers aus dem Breidert wurde das nächste große Kooperationsprojekt mit dem NABU geboren, die Aktion „Natur zurück in die Stadt“. Die Initiative dazu kam von Karlheinz. Er war es auch, der die Referenzflächen mit der Stadt klarmachte und als Grünpate mit seinem Namen bürgte. Viele Dutzende Stunden hat er persönlich mit der Pflege der Flächen verbracht. Der Naturschutz und die Kooperationsprojekte mit dem NABU haben in den letzten Jahren in seinem Leben wohl einen ebenso großen Platz eingenommen wie seine Breidert-Initiative. Doch irgendwann musste auch er feststellen, dass er nicht alles selbst machen kann, dass ihn die Pflege der Projektflächen überforderte, so dass der Pflegeauftrag heute wieder bei der Stadt liegt.

Ende 2022 starteten wir eine Streuobstinitiative für Urberachs Westen. Karlheinz hat sofort angeboten, die Koordination des ganzen zu übernehmen. Viele Stunden gingen mit E-Mail-Schreiben und Gesprächen ins Land, es wurde geholfen, Arbeitseinsätze zu organisieren. Auch die Organisation eines Obstbaumpflegeseminars Anfang 2024 war sein Baby.

Durch seine gute Vernetzung war Karlheinz besonders wertvoll, wenn es um die Organisation von etwas ging. Er wusste immer, wo man etwas herbekommen könnte, was bei so mancher Festivität sehr hilfreich war. Auch war er immer bereit, Aufgaben zu übernehmen. Er war ein Macher.

Karlheinz Weber war aber nicht nur „Wir sind Breidert“ und NABU, er war ein Tausendsassa. Ob Bürgerenergiegenossenschaft Energo, die Business Angels oder die Leitbildgruppe L(i)ebenswertes Rödermark – überall mischte er mit und brachte sich ein und damit die Dinge voran. Sein ehrenamtliches Engagement in den letzten 15 Jahren war wirklich außergewöhnlich. Er war ein Vorbild.

Die Früchte seines letzten NABU-Projekts wird er nicht mehr bestaunen können. Seit Jahren hatte er die Idee, einen Teil seines privaten Gartens naturnah umzugestalten und als Schaugarten für interessierte Bürger zu öffnen. Die Pflanzungen und Aussaaten dazu konnte er Anfang des Jahres noch gemeinsam mit Doris Lerch vollenden, die Entwicklung des entstehenden Kleinstbiotops wird er nun nicht mehr verfolgen können.

Hinter all dem ganzen Einsatz für die Stadtgesellschaft stand aber vor allen eines – ein durch und durch liebenswerter Mensch!

Es war schwierig, mit Karlheinz richtig zu streiten. Er war einem nie böse, wenn man anderer Meinung war. Man konnte ihm auch nie wirklich böse sein, wenn er mal etwas nicht wie besprochen hinbekommen hat. Man konnte mit ihm jederzeit über private Dinge sprechen, auch gesellschaftliche Themen konnte man wunderbar mit ihm diskutieren. Bei unseren 3 gemeinsamen NABU-Gruppenreisen lernte ich auch seine private Seite intensiver kennen und unsere Freundschaft festigte sich weiter.

Ich glaube, hier im Namen des gesamten Vorstands sprechen zu können: Mit Karlheinz Weber verlieren wir nicht nur einen verlässlichen Aktiven, einen Inspirator und Förderer des Naturschutzes – wir verlieren vor allem einen wunderbaren Menschen und einen guten Freund.

Rüdiger Werner, 6. April 2025