Fleißige Hände hielten die Bepflanzung des Kranichkreisels wohl für zu unordentlich und haben dort ganze Arbeit geleistet. Unkraut und verblühte Pflanzen wurden entfernt. Jetzt sieht der Kreisel wieder ordentlich aus. Ist doch eine gute Sache. Oder vielleicht doch nicht?
Ganz klar NEIN, denn die gut gemeinte Aktion hat das laufende Projekt zerstört. Für die Gestaltung des Kranichkreisels wurden ganz bewusst heimische Wildpflanzen ausgewählt, damit eine kleine Insektenoase entstehen kann. Die Stauden sollten sich über Keimlinge vermehren und einen natürlich geschlossenen Pflanzenteppich bilden, damit unerwünschte Pflanzen keine Chance haben. Soweit der Plan.
90 Prozent der blühenden Pflanzen wurden bei der Pflegeaktion abgeschnitten. Dadurch können keine Samen ausgebildet werden, Insekten wurde die Lebensgrundlage entzogen. Durch die Beseitigung von welken Blütenständen findet die natürliche Aussaat der Pflanzen im nächsten Jahr nicht statt, es fehlen zudem die Puppenstuben und Überwinterungsmöglichkeiten für zahlreiche Nützlinge. Vermeintliches Unkraut wurde gründlich entfernt. Allerdings handelte es sich dabei überwiegend um neue Keimlinge der dort wachsenden Pflanzen. Der fast geschlossene Pflanzenteppich wurde so aufgebrochen, unerwünschte Pflanzen können sich nun besser ungehindert ausbreiten. Das bedeutet wieder mehr Arbeit für die ehrenamtlichen Aktiven, die den Kranichkreisel bisher gepflegt haben. Durch Nachpflanzungen entstehen Kosten, die bei sachgerechter Pflege nicht entstanden wären. Am Ende bleibt das traurige Fazit: Gut gemeint ist nicht gut gemacht.
Ähnliche Pflegeaktionen, die Wildpflanzen und Insekten die Lebensgrundlange nehmen, gab es in der vergangenen Woche in ganz Rödermark. Blühende Pflanzensäume wurden radikal abgemäht und geräumt.
Es bedarf noch einer großen Aufklärungsarbeit, besonders im Garten- und Landschaftsbau, damit zukünftig Insektenoasen erkannt werden und eine Überlebenschance bekommen. Vielleicht sollte vermehrt das Hinweisschild: „Das ist kein Unkraut, dass ist eine Wellnessoase für Insekten!“ zum Einsatz kommen.